Quo vadis PDF?

Die PDF Days 2025 in Berlin brachten führende Expert:innen aus aller Welt zusammen. Im Mittelpunkt standen die Zukunft der PDF-Standards, der Einsatz von KI sowie das Thema Barrierefreiheit.

Besonders unterhaltsam war die Eröffnung mit einer Intro im Stil des weltbekannten Star Wars-Vorspanns: die unendlichen Weiten des Format-Universums und der epische Kampf der PDF-Ritter gegen die Rückkehr des TIFF.

Adobe Acrobat geht ins Studio

Mit einem neuen Produktangebot ermöglicht Adobe die Arbeit mit bis zu 100 PDFs gleichzeitig in der Document Cloud. Diese können mithilfe der Adobe-KI analysiert und ausgewertet werden. Über konfigurierbare Agenten lassen sich Arbeitsweisen vorgeben und daraus automatisch neue PDFs erzeugen, die anschließend mit den klassischen Acrobat-Funktionen bearbeitet oder kommentiert werden können.

E-Mail-Archivierung mit EA-PDF

Neue Spezifikationen definieren, wie E-Mails auf Basis von PDF/A archiviert werden sollen. Kernpunkt ist, dass die E-Mail samt Anhängen vollständig in eine PDF eingebettet wird – quasi eine digitale Akte. Der callas pdfaPilot unterstützt diese Funktionen bereits umfassend.

PAC von axes4: KI-gestützte Validierung

Die nächste PAC-Version wird für Q4 2025 erwartet. Sie soll durch zusätzliche semantische Prüfungen die Qualität barrierefreier PDFs verbessern. Zugleich wurde deutlich: Noch gibt es schlicht zu wenige barrierefreie PDFs, damit KI diese automatisiert und zuverlässig erzeugen könnte. Derzeit bleibt KI eher ein unterstützendes Werkzeug.

Kleinere PDFs dank Brotli

Mit dem neuen Brotli-Komprimierungsverfahren lassen sich deutlich kleinere PDFs erzeugen – ein Vorteil für alle Archivierungsprozesse. Eine Integration in die PDF- bzw. PDF/A-Standards ist geplant, derzeit werden jedoch Brotli-komprimierte Bilder in PDFs noch nicht korrekt angezeigt.

MathML-Unterstützung in PDF/UA-2

Das LaTeX-Projekt warb leidenschaftlich für mehr Unterstützung von PDF/UA-2. Der Standard bringt neben präziseren Definitionen für Fußnoten auch die Möglichkeit, mathematische Formeln korrekt darzustellen. In PDF/UA-1 war dies nur über Workarounds mit getaggten Abbildungen möglich – ein klarer Fortschritt vor allem für wissenschaftliche Publikationen.

Automatisches Erstellen barrierefreier PDFs

Adobe öffnet den Zugang zu seinem Tagging-Webservice in Acrobat. Neben dem automatischen Tagging steht nun auch eine Web-API bereit. Zwar ist noch Nachbearbeitung nötig, doch Lösungen wie PDFix zeigten, wie sich mit Templates valide PDF/UA-Dokumente weitgehend automatisiert erzeugen lassen.

Mehr Semantik für mehr Zusammenarbeit

Adobe stellte neue Ansätze vor, wie PDF durch zusätzliche semantische Attribute prozessunterstützend wirken kann – von einfachen Likes über JSON-basierte Formulare bis hin zu Document- und Page-Level-Anmerkungen. Solche Erweiterungen sind auch für KI-gestützte Prozesse vielversprechend.

Brauchen wir überhaupt barrierefreie PDFs – wenn es doch KI gibt?

Im Kontext der Keynote von Alexander Pfingstl (BFIT) kam die provokante Frage auf, ob KI barrierefreie PDFs überflüssig machen könnte. Angesichts einer aktuellen Quote von weniger als 5 % barrierefreier PDFs wirkt der Gedanke verlockend. Doch das Fazit war klar: KI kann komplexe Inhalte nicht zuverlässig semantisch korrekt und gleichberechtigt wiedergeben – echter barrierefreier Zugang bleibt unverzichtbar.

Resümee

Insgesamt zeigten die PDF Days 2025: KI ist ein starkes Werkzeug, aber Standards und Barrierefreiheit bleiben die Grundlage für die Zukunft des PDF.

Euskirchen, September 2025